Karl Wächter
Lust
im Alter
Ich
wünschte mir ein liebes Schätzchen,
geschmeidig
wie ein Kuschelkätzchen,
das mich bei Tag und Nacht verwöhne.
Wenn
ich in ihren Armen stöhne,
drängt sie uns rhythmisch gleitend weiter
ganz
oben auf die Himmelsleiter.
Doch
ist es mir beim besten Willen
unmöglich,
diese Sucht zu stillen,
weil jetzt nach kaum acht Jahrzehnten,
in denen wir uns glücklich wähnten,
der
altersgraue Frust zuletzt
den Höhenrausch der Lust ersetzt.
Man
muss darum nicht gleich verzagen
und sich im Spiegel nackt beklagen.
Liegt
man nicht mit sich selbst im Streit,
wird Phantasie zur Wirklichkeit
und öffnet mit der eig’nen
Hand
das
erogene Zonenwunderland,
wo
sich auf oft verpönten Wegen
ganz neue Wohlgefühle regen,
in denen sich, den Blick verhüllt,
ein Spiel der Ewigkeit erfüllt.
Vielleicht
berührt man fremde Welten,
in denen andre Regen gelten.
Angeblich
soll‘s im Jenseitsleben
Lichtkugelseelenwesen
geben,
die sich im Geist vereint durchdringen,
statt bloß von außen zu umschlingen,
wie es die Schlange vorgemacht,
die uns ums Paradies gebracht.
Ich
warte das geruhsam ab
und
nehm‘ die Hoffnung mit ins Grab.